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Alles begann mit dieser Entscheidung

 

Heute morgen beim Laufen wurde mir sehr bewusst, was für mich die Entscheidung war mit der sich mein Leben komplett veränderte. Bevor ich sie dir verrate, tauche mit mir ein in die damalige Lebenssituation:

 

Es war der Juli 2015. Ich war in meiner Endphase des Studiums und saß jeden Tag von 08.00 bis mindestens 16.00 in der Bibilothek und schrieb mehr oder weniger an meiner Masterarbeit. An sich schon unter Strom, weil „diese Arbeit gut werden musste“, weil das „Thema so wichtig ist“ und es „mich unheimlich interessiert“. Für mich gab es wochen-, nein monatelang nichts anderes wie meine Masterarbeit. Ich bekam nicht mehr mit, was um mich herum geschah bis mir an einem Morgen der Boden unter den Füßen gezogen wurde: Mein damaliger (und heute wieder, aber das ist eine andere Geschichte) Partner trennte sich von mir.

 

In meinem ersten Schock arbeite ich einfach weiter, tat so, als wäre nichts passiert, bis mich auch noch die Nachricht erreichte, dass meine Professorin, die mich in meinem Schreibprozess betreute, sterbenskrank war. Als ich im Garten merkte, dass mir die Arbeit an und mit den Pflanzen so überhaupt keine Freude machte, brach ich zusammen und merkte, wie sehr ich wochen- und monatelang über meine Grenzen und an mir vorbei gelebt habe.

 

Auch damit war noch nicht genug. Im gleichen Monat erfuhren wir, dass mein Bruder eine Klasse wiederholen sollte (für eine Lehrerfamilie undenkbar und für ihn ein riesengroßer Schlag ins Gesicht) und mein Onkel von uns ging. Damit war auch mein direktes Umfeld, meine Familie, meine größte Stütze, nicht zu Hundertprozent in ihrer Kraft.

 

Wie schaffte ich es mich in dieser Zeit zu spüren und weiterzugehen?

 

Vor allem durch die Kinder, welche ich in diesem Sommer in den Sommerprogrammen begleiten durfte. Sie schenkten mir so viel Lebensfreude, Leichtigkeit und gaben den Tagen einfach Sinn. In meiner Tätigkeit als Pädagogin vergas ich einfach alles um mich herum. Und Schreiben. Und Musik. Ich hörte stundenlang Musik- traurige, die mich weinen ließ und von der ich mich so sehr verstanden fühlte und fröhliche, die mich herauszog aus meinem Sumpf.

 

Doch so ganz war ich nicht bei mir und mein Körper zeigte mir das sehr deutlich, diesen Kampf gegen alles, vor allem gegen mich selbst. Ich wurde sehr dünn und hörte immer wieder Kommentare dazu, was es nur verschlechterte. 

 

Und dann war da eines Tages die Frage meiner Mutter, ich höre noch so gut in meinem Ohr: „Ja wie, willst du den Jakobsweg gehen?“ Da war es. Das war der nächtste Schritt. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, warum ich das machen wollte, wann und wie lange, aber in diesem Moment, war da einfach dieses klare „Ja“.

 

Und das war das erste Mal in meinem Leben ein klares „Ja“ für mich, egal was das Außen dazu sagte. Weil mein Umfeld traute mir das nicht zu, vor allem nicht in meinem körperlichen Zustand. Und doch buchte ich den Flug.

 

Mit dieser Entscheidung begann ein „Ja“ zu mir, zu allen Impulsen, die von Innen kommen.

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